Der Pferde Senior

Kira Alkabes
Inhaltsverzeichnis
Da jedes Pferd unterschiedlich ist, ist die Pflege mancher älteren Pferde einfach, während sie bei anderen eine Herausforderung darstellen kann. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, ab wann ein Pferd als Rentner gilt, wie sich der Körper verändert, welche Gesundheitsprobleme häufiger auftreten und was Besitzer tun können, um den alternden Körper ihres Pferdes zu unterstützen.
Ab welchem Alter gilt ein Pferd als Senior?
Pferde werden heutzutage immer älter, doch das chronologische Alter ist möglicherweise kein zuverlässiger Indikator dafür, wann ein Pferd ein „Senior“ ist. Abhängig von Genetik, Umwelt, Ernährung und medizinischer Versorgung wirken manche 20-jährige Pferde jung und vital, während andere bereits mit 12 Jahren deutlich älter erscheinen, als es der Kalender vermuten lässt.
Erkennen physiologischer Veränderungen beim alternden Pferd
Anstatt Geburtstage zu zählen, sollten Sie das physiologische Alter Ihres Pferdes als Maßstab nehmen, um zu entscheiden, wann es als Senior gepflegt werden sollte. Beobachten Sie also genau, ob grundlegende physiologische Funktionen wie Verdauung, Immunsystem und andere nachlassen, und nutzen Sie diese Veränderungen als „Altersanzeiger“.
Einige dieser inneren Veränderungen lassen sich auch äußerlich erkennen. Beispielsweise kann eine verringerte Fähigkeit, Nährstoffe zu verdauen, aufzunehmen und zu verstoffwechseln, zu einem niedrigeren Body Condition Score führen. Der Abbau von Muskelmasse und eine nachlassende Spannung des Bindegewebes können ein Absinken der Oberlinie und des Bauches verursachen. Ein geschwächtes Immunsystem kann zu häufigeren Infektionen und verzögerter Wundheilung führen.
Da die Körper älterer Pferde nicht mehr so leistungsfähig sind wie in jungen Jahren, sind sie anfälliger für bestimmte Erkrankungen. Zu den häufigsten Gesundheitsproblemen bei Seniorpferden gehören:
- Verdauungstrakt-Probleme: Zahnkrankheiten, Koliken, Schlundverstopfung und manchmal auch Durchfall treten bei älteren Pferden häufiger auf.
- Stoffwechselerkrankungen: Die Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID, auch Equines Cushing-Syndrom genannt) kommt bei älteren Pferden häufig vor.
- Atemwegserkrankungen: Die chronisch-obstruktive Bronchitis (COB, auch Dämpfigkeit genannt) kann sich im Alter verschlimmern, da es sich um eine chronische Erkrankung handelt, die im Laufe der Zeit dauerhafte Veränderungen in der Lunge verursacht.
- Bewegungsapparat und Hufprobleme: Arthritis, Hufrehe und Hufabszesse treten bei älteren Pferden vermehrt auf. Diese können mit PPID oder einem geschwächten Immunsystem zusammenhängen.
Ernährung und Ergänzungen für Seniorpferde
Glücklicherweise können Pferdebesitzer den altersbedingten Veränderungen des Pferdekörpers durch angepasste Fütterung, vorbeugende Pflege, Bewegung und andere Managementmaßnahmen entgegenwirken.
Forschungen haben gezeigt, dass die Verdauungskapazität älterer Pferde vergleichbar ist mit den jüngeren Pferden, denen der gesamte linke Grimmdarm entfernt wurde. Das bedeutet: Seniorpferde können Rohfaser nicht mehr so gut verdauen, obwohl diese eigentlich wichtige Energie liefert und die Darmgesundheit fördert.
Diesem physiologischen Defizit kann man entgegenwirken, indem man leichter verdauliche Faserquellen füttert, z. B.:
- hochwertiges Heu,
- eingeweichte Heucobs,
- Rübenschnitzel,
- oder Alleinfuttermittel für Senioren.
Außerdem profitieren ältere Pferde oft von der Zugabe von Prä- und Probiotika, Hefen und Enzymen. Da ihr Körper bestimmte Nährstoffe weniger effizient bildet, kann auch eine Supplementierung von Vitamin C und B-Vitaminen sinnvoll sein.
Untersuchungen zeigen zudem, dass Protein bei älteren Pferden schlechter verdaut wird. Daher kann man Abhilfe schaffen, indem man folgendes bei der Fütterung:
- Rationen mit hochwertigerem Eiweiß
- Der Eiweißgehalt sollte auf 14–16 % (statt 10–12 % wie bei jüngeren erwachsenen Pferden) erhöht werden
- sowie eien gezielte Ergänzung der Aminosäuren Lysin und Threonin, um die Muskelmasse zu unterstützen.
Ist das Seniorpferd eher mager, kann man Fett als zusätzliche Energiequelle ergänzen – idealerweise mit Omega-3-Fettsäuren wegen ihrer entzündungshemmenden Wirkung.
Wird Fett zugefüttert, sollte bei jedem Pferd, besonders aber beim Senior, zusätzlich Vitamin E als Antioxidans gegeben werden.
Vorbeugende Gesundheitsfürsorge für Seniorpferde
Vorbeugende Maßnahmen sind besonders wichtig, wenn ein Pferd älter wird. Bitten Sie Ihren Tierarzt, bei Ihrem Seniorpferd zweimal jährlich statt nur einmal im Jahr eine umfassende klinische Untersuchung durchzuführen.
Bei jedem Termin sollten außerdem die Pläne für Impfungen, Entwurmung und Zahnkontrolle überprüft werden, da diese mit zunehmendem Alter oft angepasst werden müssen.
Ein Beispiel: Muss Ihr Pferd nicht mehr arbeiten und hat weniger Kontakt zu anderen Pferden, kann es sein, dass weniger Impfungen notwendig sind. Dafür kann es sinnvoll sein, häufigere Zahnuntersuchungen einzuplanen, um die Verdauungsfunktion optimal zu unterstützen.
Bewegung und Managementstrategien für alternde Pferde
Stellen Sie Ihrem Pferd so viel Weide- bzw. Auslaufzeit wie möglich zur Verfügung. Je nach Gesundheitszustand können kontrollierte Bewegungsformen wie Führen an der Hand, Longieren oder Reiten dazu beitragen, dass Ihr Senior sich fit und wohl fühlt.
Wenn Ihr Pferd an Arthrose oder anderen schmerzhaften Erkrankungen leidet, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Tierarzt ein Behandlungs- und Managementprotokoll entwickeln, das Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente oder Gelenkunterstützung einschließen kann. Denken Sie daran: Ältere Pferde brauchen längere Aufwärm- und Abkühlphasen und kommen besser mit regelmäßiger, am besten täglicher Bewegung zurecht, statt mit unregelmäßigen Ausritten einmal pro Woche.
Wenn Ihr Pferd noch belastbar ist, vermeiden Sie zu lange Trainingspausen, etwa im Winter oder während anderer „Ruhezeiten“, da ältere Pferde deutlich länger brauchen, um ihre Fitness und Kondition wieder aufzubauen.
Weitere Managementempfehlungen für Seniorpferde:
- Temperaturregulierung: Ältere Pferde vertragen extreme Temperaturen schlechter.
- Im Sommer ggf. scheren, um Überhitzung zu vermeiden.
- Im Winter für Unterstand und passende Decken sorgen, um Kälte abzufangen.
- Herdendynamik beobachten: Auch ohne Neuzugänge oder Abgänge in der Herde kann ein älteres Pferd im Rangordnungssystem abrutschen und dadurch von Futter, Wasser oder Unterstand ferngehalten werden.
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