Equine Metabolic Syndrome (EMS)

Equine Metabolic Syndrome (EMS)

Kira Alkabes

Inhaltsverzeichnis

Equine Metabolic Syndrome (EMS)

Zu Deutsch: Equines Metabolisches Syndrom – verbindet Risikofaktoren wie Fettansammlung und eine verminderte Wirksamkeit von Insulin mit der Entwicklung von Hufrehe bei jungen bis mittelalten Pferden und Ponys. EMS entsteht aus einer Kombination von einer genetischen Veranlagung und bestimmter Umwelteinflüsse – etwa, wenn sogenannte „leichtfuttrige“ Pferde zu viele Kalorien (insbesondere aus einfachen Kohlenhydraten) erhalten und sich gleichzeitig zu wenig bewegen.

Forschende lernen immer mehr über EMS – zum Beispiel, welche Rassen am stärksten betroffen sind, wie sich betroffene Pferde am besten identifizieren lassen, wie EMS mit der hormonellen Erkrankung PPID (Pituitary Pars Intermedia Dysfunction, auch als Cushing-Krankheit bekannt) zusammenhängt und welche Maßnahmen bezüglich Fütterung, Bewegung und Medikamenten sinnvoll sind.

Welche Rassen sind am häufigsten betroffen – und warum

EMS tritt am häufigsten bei Rassen auf, die als „leichtfuttrig“ gelten – also Pferde und Ponys, die schnell an Gewicht zunehmen und dieses auch bei scheinbar geringer Futteraufnahme halten können. Rassen, die ursprünglich in rauen Umwelten überleben mussten – mit kalten, nassen Jahreszeiten und spärlicher Vegetation sind vermehrt betroffen.

Zu den Rassen mit erhöhter genetischer Anfälligkeit für EMS gehören:

  • Pony-Rassen britischer Abstammung (z. B. Welsh, Dartmoor, Shetland)
  • Morgans
  • Andalusier
  • Gangpferderassen wie American Saddlebred und Paso Fino
  • Miniaturpferde
  • Warmblüter


Obwohl EMS häufiger bei bestimmten Rassen auftritt, kann jede Pferderasse an EMS erkranken, wenn Haltung und Fütterung nicht passen. Stuten, Wallache und Hengste sind gleichermaßen betroffen, wobei die ersten Anzeichen von EMS – etwa Hufrehe – meist zwischen dem 5. und 15. Lebensjahr auftreten.

Wie das Equine Metabolische Syndrom (EMS) diagnostiziert wird

Klinische Anzeichen und Untersuchung:

Zwar sind viele Pferde und Ponys mit EMS tatsächlich übergewichtig – aber nicht alle. Daher kann Adipositas (Fettleibigkeit) allein nicht als sicheres Diagnosekriterium herangezogen werden. Ein Expertengremium, das Leitlinien für Tierärzt:innen zur Diagnose und Behandlung von EMS und PPID erstellt hat – unterscheidet bei EMS drei verschiedene Kategorien:

  1. EMS bei übergewichtigen Pferden
  2. EMS bei normalgewichtigen Pferden („Lean EMS“ – das bedeutet: normales Gesamterscheinungsbild, aber mit Fettansammlungen an bestimmten Körperregionen, z. B. einem ausgeprägten Kammfett am Hals)
  3. EMS – unabhängig vom Gewicht – in Kombination mit PPID (Cushing-Syndrom)


Eine genaue Diagnose stützt sich also nicht nur auf das äußere Erscheinungsbild, sondern auf eine Kombination aus Vorgeschichte (Anamnese), klinischen Symptomen und gezielten Untersuchungen.

Weitere typische Fettansammlungen beim Equinen Metabolischen Syndrom

Neben der regionalen Fettablagerung im Bereich des Halses (Kammfett) finden sich häufig auch knötchenartige Fettpolster an anderen Körperstellen, darunter:

  • hinter der Schulter
  • um die Kruppe und den Schweifansatz
  • im Schlauchbereich bei Wallachen bzw. am Euter bei Stuten

Hufrehe – ein zentrales Symptom von EMS

Hufrehe – der Abbau der sogenannten Lamellenstruktur im Huf, die die Hufwand mit dem Hufbein verbindet – ist ein häufiges Anzeichen für EMS. Diese kann sehr subtil verlaufen und in der Vergangenheit möglicherweise unbemerkt geblieben sein. Hinweise können:

Hufringe oder eine Rotation des Hufbeins im Röntgenbild sein.

 In schwereren Fällen äußert sich die Hufrehe durch deutliche Schmerzen beim Gehen oder Stehen.

Die Rolle von Insulin bei Pferden mit EMS

Pferde mit EMS zeigen häufig: Übergewicht, Fettpolster, Hufrehe.

Allen gemeinsam ist eine gestörte Insulinreaktion auf Zucker und Stärke (Nicht-Strukturkohlenhydrate oder NSC) in der Nahrung.

Insulin ist ein Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse nach der Futteraufnahme ausgeschüttet wird und dafür sorgt, dass Glukose (Blutzucker) in die Körperzellen gelangt – zur Energiegewinnung oder Speicherung.

Reagieren die Gewebe des Körpers nicht mehr ausreichend auf Insulin, spricht man von Insulinresistenz (IR).

Ein dauerhaft erhöhter Insulinspiegel im Blut wird Hyperinsulinämie (HI) genannt.

Beide Störungen zusammen werden unter dem Begriff Insulindysregulation zusammengefasst – sie gilt als das zentrale Kennzeichen von EMS.

Glücklicherweise stehen heute einfache Bluttests zur Verfügung, mit denen sich die Insulinreaktion eines Pferdes auf Zucker schnell und zuverlässig messen lässt.

Blutuntersuchungen zur Diagnose von EMS

Diese sogenannten dynamischen Tests funktionieren, indem die Reaktion des Pferdekörpers auf eine gezielte Stimulation gemessen wird. Der bevorzugte Test ist:

  1. Oraler Zuckerbelastungstest (Oral Sugar Test – OST): Das Pferd wird zuvor nüchtern gehalten, der Tierarzt verabreicht Maissirup oral und die Blutabnahme erfolgt nach 60 und 90 Minuten. Anschließend wird der Insulinspiegel bestimmt.
  1. Ein kürzerer Test, der kein Fasten erfordert (aber weniger empfindlich ist), ist der Insulin-Toleranztest (ITT): Zunächst erfolgt die erste Blutentnahme zur Bestimmung des Glukosespiegels. Dann kommt es zur Verabreichung von Insulin. Danach erfolgt eine zweite Blutentnahme nach 30 Minuten. Bei diesem Test wird der Glukose-Abfall bewertet.
  1. Einzelmessungen von Glukose oder Insulin im Blut können im Management hilfreich sein, gelten jedoch nicht als „Goldstandard“ zur Diagnose von EMS.

EMS vs. Cushing-Syndrom (PPID)

Cushing-Syndrom, medizinisch PPID (Pituitary Pars Intermedia Dysfunction), ist eine hormonelle Erkrankung, die durch eine Überproduktion bestimmter Hormone der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) verursacht wird.

Frühe klinische Anzeichen sind u. a.:

  • Veränderungen im Fellwechsel (verzögertes oder unregelmäßiges Haaren)
  • Muskelverlust entlang der Rückenlinie
  • Rückgang der Leistungsfähigkeit
  • Verhaltensänderungen, z. B. Teilnahmslosigkeit
  • Veränderungen im Schwitzverhalten (mehr oder weniger Schweiß als gewöhnlich)

Laut Expert:innen ist Hufrehe allein kein typisches PPID-Symptom, kann aber zusätzlich zu EMS auftreten (Komorbidität).

Pferde mit EMS in der Vorgeschichte haben ein erhöhtes Risiko, später an PPID zu erkranken – insbesondere mit zunehmendem Alter.

Daher ist es wichtig, EMS-Pferde regelmäßig auf PPID zu testen. Für PPID existiert ein Medikament, das den Verlauf verlangsamen kann.

Umgekehrt sollten PPID-Pferde ebenfalls auf Insulindysregulation (EMS) getestet werden, da eine gestörte Insulinreaktion die Behandlung von Cushing deutlich erschweren kann.

Was soll ein Pferd mit Equinem Metabolischen Syndrom (EMS) fressen?

Die Fütterungsempfehlungen bei EMS hängen davon ab, ob das Pferd übergewichtig oder normalgewichtig (lean) ist.

Da alle Pferde und Ponys mit EMS eine abnorme Insulinreaktion auf Zucker und Stärke zeigen können, ist es entscheidend, den Gehalt an Nicht-Strukturkohlenhydraten (NSC) im Futter unter ca. 10 % zu halten. Das bedeutet:

  • Getreide und Kraftfutter aus der Ration streichen

    → Stattdessen ein niedrig-NSC-Mineralfutter oder Rationsausgleicher verwenden, um den Bedarf an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen zu decken.

  • Weidegang stark einschränken oder ganz streichen

    → Besonders im Frühling und Herbst, wenn der NSC-Gehalt im Gras am höchsten ist.

  • Heu mit niedrigem NSC-Gehalt füttern

    → Das Heu sollte idealerweise analysiert werden.
   → Ist der NSC-Gehalt nur leicht erhöht, kann das Heu 30 Minuten in warmem Wasser oder 60 Minuten in kaltem Wasser eingeweicht und anschließend abgetropft verfüttert werden.

Fütterung übergewichtiger vs. schlanker EMS-Pferde

    Übergewichtige EMS-Pferde sollten keinen Zugang zur Weide haben – sie benötigen einen Paddock oder Sandpaddock.

    Schlanke EMS-Pferde dürfen in begrenztem Maße grasen, z. B. mit Fressbremse und nur dann, wenn der Zuckergehalt im Gras am niedrigsten ist – also vom späten Nachmittag bis in die frühen Morgenstunden.

 

 

 

Auch bei schlanken EMS-Pferden muss der NSC-Gehalt gering bleiben, gleichzeitig darf aber die Kalorienzufuhr nicht zu niedrig sein.

 

→ Eine hochwertige Fettquelle kann als sichere Energiequelle zur Ergänzung dienen.

 

 

Die Zusammenarbeit mit einem/einer qualifizierten Pferdefütterungsexperten/-expertin ist der beste Weg, um die individuell passende Diät für ein betroff­enes Pferd zu finden.

 

 

Zur Fütterung von Heu:

 

 

    Low-NSC-Heu sollte idealerweise in einem Slowfeeder oder engmaschigen Heunetz angeboten werden.

    → Das verlangsamt die Futteraufnahme und verlängert die Fresszeit – besonders wichtig für übergewichtige Pferde, bei denen die tägliche Heumenge oft auf 1,5 % des Körpergewichts begrenzt wird, um Gewichtsverlust zu fördern.

 

 

 

 

 

Bewegung für Pferde mit EMS

Die folgende Warnung, wie man sie von Fitnessvideos für Menschen kennt, gilt genauso für Pferde:

 

 

„Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, konsultieren Sie vor Beginn eines Trainingsprogramms eine medizinische Fachkraft.“

 

 

Das liegt daran, dass Bewegungsempfehlungen bei EMS davon abhängen, ob das Pferd derzeit an Hufrehe leidet oder lahmfrei und schmerzfrei ist.

 

 

Wie beim Menschen zeigt auch die Forschung am Pferd:

 

→ Bewegung reduziert nicht nur das Gewicht, sondern verbessert auch die Insulinempfindlichkeit bei Pferden mit EMS.

 

 

    Bei nicht-lahmenden Pferden sind alle Bewegungsformen hilfreich, um Kalorien zu verbrennen und die Insulinwirkung zu verbessern.

    Der Trainingsbeginn sollte langsam und unter tierärztlicher Anleitung erfolgen.

    Intensität und Dauer werden dann nach und nach gesteigert.

 

 

 

 

 

 

Behandlung und Management von EMS

Es gibt derzeit kein von der FDA zugelassenes Medikament speziell gegen EMS, wie es bei PPID der Fall ist.

 

Die Behandlung basiert daher auf einem individuellen Managementplan, bestehend aus:

 

 

    angepasster Fütterung

    regelmäßiger Bewegung

    gezielter medikamentöser Unterstützung

 

 

 

Ziel ist es:

 

 

    ein gesundes Körpergewicht zu erreichen,

    die Insulinkonzentrationen zu senken,

    und das Risiko für Hufrehe deutlich zu reduzieren.

Medikamentöse Behandlung bei EMS

 

 

 

Wenn ein Pferd oder Pony mit Equinem Metabolischen Syndrom (EMS) nicht ausreichend auf Futterumstellung und Bewegung anspricht, kann der Tierarzt eine medikamentöse Therapie einleiten, um den Gewichtsverlust zu fördern und die Insulinsensitivität zu verbessern.

 

 

Am häufigsten wird das Medikament Thyro-L (Wirkstoff: Levothyroxin-Natrium) verordnet – über einen Zeitraum von 3 bis 6 Monaten, während die Fütterung kalorienreduziert bleibt.

 

→ Hat das Pferd das gewünschte Gewicht erreicht, wird es langsam wieder von dem Medikament entwöhnt.

 

 

Ein weiteres eingesetztes Medikament ist Metformin, das beim Menschen zur Behandlung von Typ-2-Diabetes verwendet wird.

 

→ Allerdings wird Metformin beim Pferd nur schlecht aufgenommen und zeigt kaum nachweisbare Erfolge bei der Verbesserung der Insulinreaktion.

 

 

 

 

Vorbeugung des Equinen Metabolischen Syndroms

EMS kann zu ernsten Komplikationen wie Hufrehe führen.

 

Obwohl das Syndrom nicht heilbar, ist es doch vermeidbar und gut kontrollierbar.

 

 

Tierärzt:innen empfehlen Halter:innen von Risikorassen, ihre Pferde engmaschig zu beobachten – insbesondere auf erste Anzeichen wie Fettpolster – und regelmäßig dynamische Bluttests durchführen zu lassen, um auffällige Insulinreaktionen frühzeitig zu erkennen.

 

 

Anstatt zu warten, bis Hufrehe auftreten oder Blutwerte auffällig sind, sollten Halter:innen präventiv handeln, indem sie:

 

 

    für eine ausgewogene Ernährung sorgen,

    auf ein stabiles Normalgewicht achten,

    und für ausreichend Bewegung sorgen – besonders bei Pferden mit genetischer Veranlagung für EMS.

 

 

           

 

 

 

           

 

 

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